Förderpreis Leben pur 2016

von links nach rechts: Stefania Calabrese, lic. phil. (Förderpreisträgerin), Gerhard Grunick (Stiftung Leben pur), Prof. Dr. Harald Bode (Wissenschaftsrat Stiftung Leben pur)
Gruppenbild auf der Bühne der Tagung, die Preisgewinner halten den Förderpreisscheck in den Händen

Auf der interdisziplinären Tagung Leben pur 2016 wurde der Förderpreis Leben pur 2016  zum Thema "Herausforderndes Verhalten bei Menschen mit Komplexer Behinderung" vergeben: Der mit 5000.- Euro dotierte Preis geht an Frau Stefania Calabrese, lic. phil., Dozentin und Projektleiterin an der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit, für ihre Dissertationsarbeit mit dem Titel:

Vom Verstehen von 'herausfordernden Verhaltensweisen' zum Verständnis für 'herausfordernde Situationen': Die Gestaltung von Arbeitssituationen von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen. Eine qualitativ-video-analytische Studie

Die Dissertation, welche am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Zürich durch die Begleitung von Prof. Dr. Ingeborg Hedderich realisiert wurde, fokussiert die Gestaltung von Arbeitssituationen, in denen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen herausfordernde Verhaltensweisen zeigen. Ausgehend von einer systemökologischen Perspektive, die herausfordernde Verhaltensweisen (fremd- oder selbstverletzenden sowie sachbeschädigenden Verhaltensweisen) als Wechselwirkungen zwischen Individuum und Umwelt versteht, wird der Blick auf situative und kontextgebundene Faktoren gerichtet, die im Zusammenhang mit herausfordernden Verhaltensweisen stehen. Hierfür wurde ein mehrperspektivisches Forschungsdesign gewählt, das sich insbesondere durch die Erhebung und Analyse von Videoaufnahmen auszeichnet. Die Erkenntnisse der Forschung unterstreichen, dass herausfordernde Verhaltensweisen nicht als losgelöste und isolierte Phänomene betrachtet werden können, sondern stets in Relation zur Gesamtsituation betrachtet werden müssen. Die Forschungsergebnisse finden in einem ‚Modell zur Gestaltung von herausfordernden Situationen’ Ausdruck. Die Essenz des Modells liegt darin, den Blick weg von der alleinigen Betrachtung der herausfordernden Verhaltensweisen hin zu einem vertieften Verständnis für herausfordernde Situationen zu lenken. Der erweiterte Blickwinkel ermöglicht es, herausfordernde Verhaltensweisen als systemökologische Situationsphänomene zu erachten und den Arbeitskontext als veränder- und gestaltbarer Umweltfaktor zu verstehen. Somit können adäquat arrangierte Arbeitsangebote vielfältige Bildungs- und Lernmöglichkeiten bergen, welche die Weiterentwicklung von Handlungskompetenzen, kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten begünstigen. Durch die gezielte Strukturierung und Gestaltung der (Arbeits-)Umwelt können herausfordernde Verhaltensweisen reduziert werden.

Eine Kurzdarstellung der prämierten Arbeit finden Sie hier als PDF.

Logo der Stiftung Wohnhilfe

Der Förderpreis Leben pur 2016 ist mit 5.000.- € dotiert und wurde von der Stiftung Wohnhilfe gestiftet.