Kurzbeschreibung der Workshops
Wohn- und Lebensräume von Menschen mit komplexer Behinderung neu denken
München, 13./14. März 2025
WS-A
Selbst “Architekt:in” sein und erlernen, worauf es ankommt
Referentin:
Andrea Möhn
Architektin, Rotterdam
Kann die Gestaltung von Räumen das Verhalten von Menschen mit komplexer Behinderung beeinflussen? Viele Behinderteneinrichtungen sehen sich häufig mit der Schwierigkeit konfrontiert, eine bauliche Umgebung zu schaffen, die sich positiv auf das psychische Wohlbefinden der Nutzer auswirkt.Die Architektin Andrea Möhn gestaltet mit ihrem Büro AM_A Andrea Möhn Architects in Rotterdam seit mehr als 25 Jahren Gebäude für Menschen mit einer komplexen Behinderung. Es entstanden Therapie- und Wohngebäude, medizinische Zentren, eine psychiatrische Klinik, bis hin zu individuellen Zimmern für Menschen mit extremer Verhaltensproblematik, die einen sehr positiven Effekt auf das Wohlbefinden und Verhalten der behinderten Nutzer hatten.Der Workshop zeigt auf, welche Gestaltungskomponenten notwendig sind, um eine gesunde(nde) Umgebung zu realisieren, deren positiver Einfluss sich auf das Verhalten und Wohlbefinden von Menschen mit einer komplexen Behinderung auswirkt.
WS-B
Atmosphären in Räumen – über räumliche personale und institutionelle Aspekte der Atmosphärengestaltung
Referentin:
Prof.in Dr. Barbara Wolf
Wissenschaftliche Studienortleitung und Lehrkraft Sozialpädagogik & Management & Coaching, iba Köln
Jeder weiß, was gemeint ist, wenn jemand davon spricht, „die Konferenz hatte eine angespannte Atmosphäre“, das „Restaurant verströmt eine gemütliche Atmosphäre“, etc. Atmosphären wirken im Hintergrund und bestimmen unser Befinden, unsere Wahrnehmung und unser Handeln. Gerade in der Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigungen wird das Gespür für die Situation und die erlebte Atmosphäre bedeutsam, weil nicht alles verbal ausgehandelt werden kann. Atmosphären werden vor allem leiblich erfahren und machen uns affektiv betroffen. Sie beeinflussen subjektive Erlebnisgehalte von mentalen Zuständen. Man kann zwischen räumlichen, personalen und institutionellen Anteilen unterscheiden. Die Gestaltung von Räumen lässt uns behaglich fühlen oder irritiert, inspiriert oder unwohl. Dabei können Formen, Farben, Licht und Temperatur eine Rolle spielen. Personen beeinflussen Atmosphären durch ihre Gestik, Mimik, Stimme und Aufmachung. Sie können die Atmosphäre vergiften oder befrieden. Institutionelle Aspekte wirken durch die Grundstimmung im Hause, durch Haltungen, gelebte Regeln und Hierarchien. Es kann also sehr spannend sein, Atmosphären in der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen zu analysieren und aktiv zu gestalten, sowie die Bedürfnisse aller Beteiligten festzustellen. Dabei kann man Sensibilität und atmosphärische Kompetenz entwickeln.
WS-C
Personenzentriertes Arbeiten im Sozialraum als urbaner Gedanke in der Quartiersentwicklung am Beispiel des Quartiers Baakenhafen in Hamburg
Referentin:
Tobias Fink und Selbstvertreter:in aus Alsterdorf
Bereichsleiter alsterdorf west gGmbH und Selbstvertreter:in
WS-D
Von Hindernissen zu Möglichkeiten - Barrierefreie Räume für alle!
Referentin:
Prof. Dr. Susanne Dirks
Fachgebiet Rehabilitationstechnologie, TU Dortmund
Was wäre, wenn Barrierefreiheit nicht nur eine Notwendigkeit, sondern eine Chance wäre, Räume neu zu gestalten? In diesem Workshop betrachten wir barrierefreies Bauen als Schlüssel zur Förderung von Teilhabe und Inklusion. Mit überraschenden Perspektiven und kreativen Ansätzen erkunden wir, wie barrierefreie Konzepte innovative Gestaltungsmöglichkeiten schaffen und alle Menschen – mit und ohne Beeinträchtigungen – davon profitieren können.
Kernthemen:
- Grundlagen der Barrierefreiheit und Universal Design
- Innovative Technologien und smarte Lösungen für mehr Selbstständigkeit
- Sensorische Aspekte in der Raumgestaltung
- Inklusive Außenraumgestaltung und Mobilitätskonzepte
In praxisnahen Übungen erarbeiten wir gemeinsam Strategien, wie Barrieren abgebaut und Teilhabe gefördert werden können. Wir betrachten dabei nicht nur physische, sondern auch soziale und kommunikative Barrieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Förderung von Selbstbestimmung und sozialer Inklusion durch klug gestaltete Umgebungen. Wir diskutieren, wie Wohnräume und öffentliche Gebäude so gestaltet werden können, dass sie allen Menschen gleichermaßen Zugang und Nutzungsmöglichkeiten bieten.
Dieser Workshop vermittelt nicht nur Fachwissen, sondern inspiriert dazu, Barrierefreiheit als Chance für eine innovative und menschenzentrierte Raumgestaltung zu begreifen.
Freuen Sie sich auf inspirierende Praxisbeispiele, interaktive Übungen und wertvolle Impulse für die Zukunft des Bauens!
WS-E
Inklusion neu gedacht - Wie SMART HOME-Technologien die Teilhabechancen von Menschen mit komplexer Behinderung verbessern
Referent:
Marcus Hopp
Case Manager und Diplom Pädagoge, Berater und Coach "Digital ist besser", Münster
Digitalisierung durchdrungt zunehmend auch die Lebenswelten von Menschen mit Behinderungungen. Insbesondere digitale und technische Möglichkeiten aus dem Bereich SMART HOME haben das Potenzial, dass diese Personengruppe selbstständiger und selbstbestimmter leben kann. Zudem kompensieren einige dieser Lösungen bereits heute Funktionsbeeinträchtigungen. Somit stellen sie eine sinnvolle Alternative zu persönlichen Aissistenzleistungen dar und Abhängigkeitsverhältnisse können abgebaut werden. Dieses gilt in gleichem Maße für Menschen mit komplexer Behinderung. Mit einer autonomeren Lebensführung verbessern sich auch die Teilhabemöglichkeiten und -chancen der Nutzer:innen. In diesem Workshop werden konkrete Lösungen vorgestellt und gemeinsam mithilfe einer Arbeitshilfe deren Auswirkungen auf die Wohn- und Lebensräume von Menschen mit komplexer Behinderung erarbeitet. Ziel des Workshops ist es, dass die Teilnehmenden eine konkrete Idee bekommen, wie diese digitalen und technischen Lösungen im Rahmen eines Hilfemix eingesetzt werden können.
WS-F
ELQue: Ein methodischer Ansatz, um Menschen mit komplexer Behinderung in die Bewertung der Wohn- und Lebensqualität einzubeziehen
Referentin:
Annette Blaudszun-Lahm
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Technologie und Arbeit ITA, Kaiserslautern
Menschen mit komplexer Behinderung laufen Gefahr, in die Bewertung von Angeboten der Eingliederungshilfe nicht ausreichend einbezogen zu werden, weil passende Erhebungen für Personen, die nicht lautsprachlich kommunizieren, fehlen.
ELQUe - Erhebung der Lebens- und Wohnqualität bei Menschen mit komplexer Behinderung bietet einen methodischen Zugang durch Beobachtung von Alltagssituationen und Bewertung von Strukturen und Prozessen, Aussagen zum Wohlbefinden und zur Wohnsituation zu treffen. Diese Erhebung ist gemeinsam mit Fachkräften aus Wohneinrichtungen und dem Institut für Technologie und Arbeit e. V. entwickelt worden. Die praxisorientierte Herangehensweise fördert die Achtsamkeit, Angebote und Aktivitäten auf die Aspekte zu richten, die Freude oder Wohlbefinden fördern und Angebote zu meiden, die negative Emotionen auslösen. Ergebnisse können in die Teilhabeplanung einfließen und für die Beobachtung von Verläufen genutzt werden.
ELQue ist ein Modul aus dem Angebot "Kompass Wohnqualität". Die Erhebung kann durch weitere Module ergänzt werden, wie bspw. Befragungen von gesetzlichen Betreuer:innen oder der Fachkräfte, Kennzahlen zum Wohnangebot oder dem RADAR, einer Checkliste zur Erhebung qualitätsreleventer Strukturen und Prozesse.
Im Workshop soll vorrangig die Erhebung ELQue vorgestellt werden und anhand einer fiktiven Person die Erhebung gemeinsam umgesetzt werden.
WS-G
Wohnwunschermittlung bei Menschen mit Komplexer Behinderung
Referent:innen:
Prof.in Dr. Karin Tiesmeyer
Professorin an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen
Dr. Friederike Koch
Referentin für Unternehmensentwicklung im Stiftungsbereich Bethel.regional, v. Bodelschwinghsche Stiftung Bethel
Wie (Wohn-)Wünsche von Menschen mit komplexer Beeinträchtigung und fehlender oder erheblich eingeschränkter Verbalsprache herausgefunden und umgesetzt werden können, war Thema des Projekts „Wahlmöglichkeiten sichern“.
- Welche methodischen Zugänge haben sich als hilfreich erwiesen?
- Welche Herausforderungen sind mit der Umsetzung verbunden?
- Diese Fragen greifen wir im Rahmen des Workshops auf, stellen
- Erkenntnisse aus dem Projekt vor und diskutieren deren Bedeutung für die Praxis.