Kurzbeschreibung der Workshops

Essen und Trinken bei Menschen mit Komplexer Behinderung

ONLINE-Fachtagung, 28.-30. September 2020

WS-A

Essen, Trinken und Sondenernährung in Einrichtungen der Behindertenhilfe

Referentin:
Dr. phil. Helga Schlichting
Förderschullehrerin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Förderpädagogik, Universität Leipzig

Essen und Trinken spielen im Alltag von Menschen mit Komplexer Behinderung eine große Rolle. Sie wiederholen sich regelmäßig, geben dem Tag Struktur und sind mit Gemeinschaftserleben und vielfältigen Ritualen verbunden.
Viele dieser Menschen erleben Mahlzeiten wenig genussvoll und befriedigend. Störungen bei der Aufnahme, beim Kauen und beim Schlucken führen dazu, dass die Betroffenen nicht ausreichend und
vollwertig essen können. Vielfach ist eine (zusätzliche) Ernährung über eine Magensonde die einzige Möglichkeit, Menschen mit Komplexer Behinderung ausreichend mit Essen und Trinken zu versorgen.
Der Workshop möchte die Probleme rund um das Essen und Trinken bei Menschen mit Komplexer Behinderung aufgreifen, Lösungsmöglichkeiten aufzeigen und verschiedene Hilfsmittel vorstellen. Weiterhin sollen pädagogische Gestaltungsmöglichkeiten, wie die Erhaltung von Fähigkeiten und Fertigkeiten, Ermöglichen von Kommunikation und Selbstbestimmung usw., thematisiert werden.
Außerdem sollen Hinweise im Umgang und in der Entscheidungsfindung bezüglich einer Sondenernährung bzw. auch einer Sondenentwöhnung diskutiert werden.
Dabei ist das Ziel, im Workshop mit den Teilnehmer*innen ins Gespräch zu kommen und sich gemeinsam konstruktiv über Probleme und Erfahrungen auszutauschen.

WS-B

Ein therapeutischer Ansatz für alle Teammitglieder: Alltägliche Handlungskompetenzen bei den Mahlzeiten und der Mundpflege fördern und erhalten mit der F.O.T.T.®

Referentin:
Barbara Elferich
Ergotherapeutin, F.O.T.T.® Seniorinstruktorin, Würzburg

Die F.O.T.T. (Die Therapie des facio-oralen Trakts) wurde in den 1970 er-Jahren von der englischen Sprachtherapeutin Kay M. Coombes in Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Berta und Karel Bobath entwickelt. Die gezielte Unterstützung entlang der gesamten Schlucksequenz steht bei Kindern und Erwachsenen mit zerebral bedingten Störungen von Muskeltonus und Haltung und deren Auswirkungen auf den facio-oralen Trakt im Vordergrund. Das Wissen um die funktionellen koordinativen Zusammenhänge und Auswirkungen von Haltung-Bewegung zur Sicherung der Atemwege wird insbesondere über die prä-orale Phase genutzt und im Alltagskontext angebahnt - immer entlang der gesamten Schlucksequenz - mit dem Wissen, dass eine Phase in der Schlucksequenz die nächstfolgende beeinflusst. Es wird daher viel Wert auf die Herstellung der optimalen dynamisch-stabilen Haltung von Kopf und Körper beim Schlucken und Atmen gelegt - zur Erleichterung und Sicherung der Atem-Schluck- und Atem-Stimm-Koordination für das effektive Speichelschlucken, Sprechen und Abhusten im Notfall. Das senso-motorische (Wieder-)Er-Lernen einer sicheren physiologischen Schlucksequenz findet über spezifische und interprofessionelle Maßnahmen über den ganzen Tag verteilt und auch in der Nacht - durch spezifische Positionierungen zum Schutz vor Aspirationen statt.
In diesem Workshop werden alltägliche und spezifische Maßnahmen, die das interprofessionelle Team - bestehend aus Therapeuten und pädagogischen Mitarbeitern - anhand von Sitz-Ess-Begleitungen und die sich anschließende Mundpflege sowie Ruhepositionierung aufgezeigt; es besteht die Möglichkeit generell hilfreiche taktile Unterstützungen entlang der Schlucksequenz auszuprobieren.

Bitte stellen Sie für diesen WS folgende Materialien zur Selbsterfahrung bereit:
1 Glas, 1 Flasche Wasser, 1 paar Salzstangen, 1 Apfel, 1 Joghurt mit kleinem Löffel, 1 Handtuch (ca. 80x30), 1 Serviette, 1 Kissen (40x40)

WS-C

Position und Aktivität: Wie beeinflussen bzw. fördern Haltung und Bewegung Essen, Trinken und Schlucken?

Referentin:
Doris Talmon
Krankenschwester, Praxisanleiterin, Kinaesthetics Trainerin, WBZ Westpfalz-Klinikum, Kaiserslautern

Die Unterstützung bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme kann für alle Beteiligten mitunter eine große Herausforderung bedeuten.
Oftmals spielen Ausgangsposition und Regulation der Muskelspannung eine große Rolle für die Funktion des Schluckens.
Im Workshop soll herausgearbeitet werden, was es grundsätzlich heißt, in einer Position zu sein, und wie wir deren Stabilität subjektiv wahrnehmen können.
Welche Grundpositionen durchlaufen wir in unserer Entwicklung vom Liegen zum Stehen und warum sind sie wichtig für alle anderen Funktionen, die wir zur gleichen Zeit ausüben?
Auf der Grundlage dieser Erfahrungen werden Strategien entwickelt, wie man eine Position zur Förderung des Essens, Trinkens und Schluckens optimal gestalten kann.

WS-D

Essen und Trinken bei Menschen mit geistiger und Komplexer Behinderung und auch bei Demenz: "Wenn das Essen und Trinken zur Last wird"

Referentin:
Eva-Maria Anslinger
Dipl.-Päd., Krankenschwester, Hamm

Mit dem Auftreten einer demenziellen Erkrankung bei Menschen mit geistiger Behinderung lassen sich schon in einer frühen Phase Veränderungen und Beeinträchtigungen bei der Nahrungsaufnahme feststellen. Schwierigkeiten im Umgang mit dem Besteck, das Nachlassen von Benimmregeln am Tisch,  Ungeschicklichkeiten, eine häufig verlangsamte Speisenaufnahme wie auch Probleme beim Kauen und Schlucken können solche Anzeichen sein. Doch häufig werden diese nicht als Hinweis auf eine demenzielle Erkrankung interpretiert, sondern vielmehr als Nachlässigkeit oder fehlendes Bemühen gewertet. So können konfliktträchtige Mahlzeitensituationen entstehen, die mit einem herausfordernden Verhalten seitens des Betroffenen beantwortet werden. Letztendlich aber sind sie Ausdruck von Hilflosigkeit und zunehmender Kompetenzverluste.
Doch auch fortschreitende, krankheitsbedingte Sprach- und Verständigungsprobleme des geistig behinderten Menschen führen dazu, dass akute oder chronische Probleme im Mund- und Zahnbereich kaum oder gar nicht geäußert werden können. Ob Schmerzen, Entzündungen, Wucherungen oder gar Ulcera im Mundbereich, sie alle können zu einem ablehnenden Essverhalten oder gar zur Essensverweigerung führen und ernsthafte körperliche Folgen wie auch Mangelerscheinungen nach sich ziehen. 
Die mit dem körperlichen Alterungsprozess einsetzenden Verschlechterungen der Sehleistungen oder gar das Auftreten von Augenerkrankungen erschweren oft zusätzlich die Mahlzeitenaufnahme und führen zu Missgeschicken wie das Kleckern oder das Verschütten von Speisen am Tisch.  
Eine gute Anpassung der Sehhilfen, Verbesserungen der Lichtverhältnisse sowie eine farblich kontrastreiche Darreichungsform von Speisen und Getränken sind Beispiele für unterstützende Maßnahmen, die dazu beitragen, dass der ältere, geistig behinderte Mensch wie auch der an Demenz Erkrankte wieder mehr Freude und Genuss am Essen und Trinken entwickeln kann.
Im Workshop werden altersbedingte Beeinträchtigungen sowie wichtige Einflüsse einer Demenzerkrankung auf die Aktivität Essen und Trinken gemeinsam erarbeitet und vorgestellt.
Neben ausgewählten Tipps und Anregungen aus der Pflege werden hilfreiche Maßnahmen zur Mahlzeitengestaltung vorgestellt und in der Gruppe reflektiert.

WS-E

"Essen und Trinken ein Erlebnis mit allen Sinnen!?" - Überlegungen und Selbsterfahrungen zur Bedeutung der sensorischen und motorischen Wahrnehmung beim Essen und Trinken

Referentin:
Dr. phil. Annette Damag
Dipl.-Heilpädagogin, Förderschullehrerin, Wiss. Mitarbeiterin am Institut für Sonderpädagogik, Abteilung Pädagogik bei Sprach- und Kommunikationsstörungen, Universität Koblenz-Landau, Campus Landau (z.Zt. beurlaubt), Brisbane/Australien

Essen und Trinken entwickeln sich im Laufe des Lebens und sind schon beim ersten Schlucken im Mutterleib mit vielfältigen Sinneseindrücken und motorischen Tätigkeiten verbunden. Sinneseindrücke sind immer individuell.
Dieser Workshop beschäftigt sich mit den Sinnen, die zum Essen, Trinken und Schlucken notwendig sind und mit möglichen Abweichungen. Dies kann helfen zu verstehen, warum Menschen mit Behinderungen Probleme beim Essen, Trinken und Schlucken haben, z.B. gewisse Speisen ablehnen oder andere besonders bevorzugen. Daneben fließen in den Workshop Überlegungen zur Begleitung und Diagnostik beim Essen, Trinken und Schlucken von Menschen mit schweren Behinderungen ein.

WS-F

Ursächliche Zusammenhänge und erleichternde Maßnahmen bei Magen-Darm-Beschwerden

Referentin:
Carmen Rietzler
Erzieherin, Leiterin von Internat und Kurzzeitpflege, Körperbehinderte Allgäu gGmbH, Kempten

Der menschliche Körper ist nicht nur ein komplexes Wunderwerk der Natur. Er hängt auch in allen Dingen mit der Psyche zusammen und reagiert auf alles, was ihn umgibt. So ist auch der Darm kein isoliertes Organ und die Verdauung ein Vorgang, der durch vieles beeinflusst wird. Wenn wir uns der Zusammenhänge bewusst sind, können wir gezielter Ursachen für Störungen dieses sensiblen Vorgangs suchen und beheben.
Im Workshop schauen wir uns Hilfen an, die wir selber einsetzen können. Sie reichen von Auflagen und Wickeln bis zu Tees, von Lebensmitteln und Getränken bis zu aktiver und passiver Bewegung und vieles andere mehr.
Die Teilnehmer bringen darüber hinaus selber Erfahrungen mit, von denen andere profitieren können.
Im gemeinsamen Gespräch können wir uns gegenseitig Tipps geben.

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